Gleitsichtgläser – Maßanzug oder Stangenware?
Mythos Gleitsichtgläser
Um Gleitsichtgläser kursieren viele Geschichten. Die meist erzählte davon ist: „Daran musst du dich erst gewöhnen.“ Jeder scheint ein bisschen was darüber zu wissen und dieses „daran musst du dich gewöhnen“ schreckt viele zunächst ab. Also wird der Gleitsichtglaskauf erst einmal hinaus gezögert, um das Auge noch ein bisschen zu „trainieren“. Das hat man schließlich mal gehört und Treppe steigen, so heißt es, ist ja auch am Anfang schwierig. Und so lautet der brandheiße Tipp vom Stammtischkollegen: „Fang doch lieber erst mit einer günstigen Gleitsichtbrille an.“ Falls es also nicht damit klappt, hast du wenigstens nicht so viel Geld ausgegeben. Dass dieser Plan zum Scheitern verurteilt ist und diese Brille eine Schubladen-Brille wird, ist abzusehen. Doch wo genau liegen die Unterschiede zwischen den einzelnen Gleitsichtglastypen und warum sind manche Gleitsichtgläser teurer als andere?
Bringen wir ein wenig Licht ins Dunkel und wagen uns in die Tiefen des Mysteriums Gleitsichtbrille.
Wenn die Arme immer länger werden
Fangen wir zunächst von vorne an. Irgendwann trifft es jeden! Kleine Schrift wirkt plötzlich unscharf und lässt sich nur durch einen größeren Abstand wieder lesen. Man beginnt die Schriftgröße im Handy größer zu stellen, weil alles plötzlich viel zu klein geschrieben ist und man stellt fest, dass das Auge immer länger braucht, um zwischen den einzelnen Entfernungen wieder scharf zu stellen. Egal, ob man vorher schon eine Brille getragen hat oder nicht, ab dem 40. Lebensjahr beginnt die sogenannte Alterssichtigkeit. Doch was bedeutet das? Unsere Augenlinse trägt dazu bei, dass wir in nahen Entfernungen deutlich sehen können. Dazu zieht sie sich zusammen und stellt „scharf“. Mit der Zeit verliert die Linse allerdings an Elastizität und verhärtet sich. Es fällt uns dann schwerer in kurzen Entfernungen deutlich zu sehen und wir benötigen eine Brille.
Altersichtigkeit kurz erklärt
Die Alterssichtigkeit hat also nichts mit den Augenmuskeln zu tun, sondern entsteht durch die Verhärtung der Augenlinse. Folglich kann man das Auge auch nicht trainieren und ein Hinauszögern einer Brillenkorrektur macht das Ganze nicht besser, sondern erzeugt eher das Gegenteil! Die Augen werden müde und rot, man fühlt sich abends ausgelaugt, weil das Auge sich permanent anstrengen muss kurze Entfernungen scharf zu stellen und das führt auf Dauer zu Kopfschmerzen. Mit einer Brille wird die Augenlinse unterstützt und man kann wieder entspannt alles klar und deutlich lesen. Dies ist mit einer Lesebrille oder mit einer Gleitsichtbrille möglich. Der Vorteil einer Gleitsichtbrille ist der, dass man seine Lesebrille sozusagen immer auf der Nase hat. Das permanente auf- und ab entfällt.
Gleitsichtgläser einfach erklärt
Das Gleitsichtglas ist der „Allrounder“ unter den Gläsern. Es deckt Fern-, Mittel-, und Nahdistanzen ab. Der Name Gleitsichtglas leitet sich von dem gleitenden Übergang der verschiedenen Stärkenbereiche ab, die durch unterschiedliche Kurven und Radien im Glas erzeugt werden. Durch diese vielen verschiedenen Stärken entstehen in den Randbereichen des Gleitsichtglases Zonen, die nicht so kontrastreich abbilden wie das Zentrum des Glases. Das bedeutet, dass man, zum Beispiel beim Lesen, den Kopf etwas mit den Zeilen mitnimmt. Je nach Gleitsichtglastyp mal mehr mal weniger. Große Sehbereiche sind natürlich wesentlich komfortabler, da man deutlich mehr Überblick hat. Auch die Verträglichkeit eines Gleitsichtglases hängt von der Größe der Sehbereiche im Gleitsichtglas ab. Je präziser das Glas vom Hersteller bearbeitet wird und je mehr Parameter bei der Anfertigung berücksichtigt werden, desto größer werden die kontrastreichen Zonen und desto weniger merkt man überhaupt, dass man eine Brille trägt.
Nicht am falschen Ende sparen
Es spricht also einiges dagegen bei Gleitsichtgläsern am verkehrten Ende zu sparen, um erst mal zu schauen, ob man damit zurecht kommt. So genannte Lockangebote versprechen preislich viel, bieten aber qualitativ wenig. Wer hohe Sehanforderungen im Alltag und Beruf hat, und das haben wir im digitalen Zeitalter mittlerweile alle, der möchte auch eine Brille tragen, die höchsten Komfort in allen Situationen bietet. Man möchte nicht ständig den „scharfen Punkt“ suchen müssen und den Kopf verrenken. Das ist anstrengend und die Brille landet wahrscheinlich mit dem Satz „mit Gleitsichtgläsern komme ich nicht zurecht“ in der Schublade.
Individuelle Gleitsichtgläser – maßgefertigte Brillengläser für höchsten Sehkomfort
Unsere Gesichtsanatomie ist einzigartig und somit auch der Sitz der Brille. Dieser hängt von folgenden Faktoren ab: Augenabstand, Neigung der Brille, Durchbiegung der Brille und dem Abstand vom Auge zum Brillenglas. Bei nicht individuellen Brillengläsern wird bei der Glasherstellung Standard-Parameter angenommen. Also von den vier Faktoren werden Durchschnittswerte angenommen. Weichen wir von diesen Durchschnittswerten ab, beispielsweise durch einen unterschiedlichen Augenabstand von rechts zu links, wirkt sich dies negativ auf die Sehbereiche des Gleitsichtglases aus. Wird das Brillenglas hingegen auf die reale Tragesituation hin optimiert können deutlich verbesserte Abbildungseigenschaften erzielt werden. Außerdem werden bei konventionellen Gleitsichtgläsern vorgefertigte Halbfertigprodukte, sogenannte Blanks, verwendet, die für viele verschiedene Stärken eingesetzt werden. Die Kurven der Gläser sind nicht fein und individuell auf die benötigte Stärke abgestimmt. Es wird ausschließlich eine Kurve für ein bestimmtes Dioptrien-Spektrum verwendet. Dies führt zu deutlichen Einschränkungen beim Sehen, durch größere „Unschärfenbereiche“.
Individualität statt Stangenware
Ein individuelles Gleitsichtglas wird dagegen an 7000 Durchblickspunkten optimiert, was größtmögliche Sehbereiche für alle Stärken und in jeder Situation garantiert. In Kombination mit den Messungen moderner Messtechnologien, können Gläser gefertigt werden, die auch bei schwierigen Sichtverhältnissen wesentlich kontrastreicher abbilden als herkömmliche Brillengläser. Dabei werden die Augen zunächst ganz objektiv auf einen Hundertstel genau beim Blick in Ferne und Nähe vermessen. Abbildungsfehler, die das Auge verursacht, können ermittelt werden sowie die individuelle Pupillengröße bei Tag und in der Dämmerung. Die ermittelten Parameter werden dann direkt an die Glasmanufaktur weitergeleitet und so ist es möglich ein Brillenglas zu fertigen, das so individuell ist wie Sie selbst und optimales Sehen für höchste Ansprüche liefert.
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