Mythos oder Wahrheit – Dinge übers Sehen

Mythos oder Wahrheit – Dinge übers Sehen, die stimmen oder vielleicht auch nicht.

Augen auf! Es gibt unzählige Binsenweisheiten über unsere Augen und insbesondere Geschichten, die dem entfernten Nachbarn einer Bekannten (ihr wisst schon 😉 passiert sind). „Dem ist nämlich eine Kontaktlinse hinters Auge gerutscht“, erzählt deine Freundin munter, als du stolz von deinen neuen Kontaktlinsen erzählst – „Ui“, denkst du, „dass eine Kontaktlinse hinters Auge rutschen kann, davon hat die Anpasserin gestern nichts erzählt.“ Du wirst nachdenklich. Die Erzählerin der Horrorgeschichte setzt noch einen drauf: „Der Mann musste in die Klinik.“ „Dort wurde das Auge herausgenommen, bis man endlich an die Kontaktlinse kam.“ Das war’s mit dem Kontaktlinsenglück – too much information – und du entscheidest, es doch lieber mit den Kontaktlinsen zu lassen.

Kontaktlinsen-Mythen: Warum deine Linse nie hinter dem Auge verschwinden kann

Diese Story ist natürlich totaler Quatsch und eine der vielen Mythen rund ums Auge, die wir in diesem Beitrag aufdecken wollen. Um gleich damit anzufangen: Nein, Kontaktlinsen können nicht hinters Auge rutschen. Wir verfügen über einen natürlichen Bindehautabschluss. Allerdings kann es passieren, dass eine Linse unters Lid rutscht, weil man sich versehentlich die Augen gerieben hat. Wenn man die Lidstelle massiert, unter der sich die Kontaktlinse befindet (das spürt man recht deutlich), kommt die Kontaktlinse nach einer gewissen Zeit wieder zum Vorschein. Das ist nicht sonderlich angenehm, aber absolut kein Grund zur Panik.

Mythos 1: „Ich trainiere meine Augen und brauche keine Gleitsichtbrille!“

„Ich warte noch mit einer Gleitsichtbrille. Ich trainiere lieber meine Augen noch etwas.“ gesellt sich zur Mythen-Kategorie „Wenn man eine Brille trägt, werden die Augen nur noch schlechter.“

Diese Weisheiten kennen Augenoptiker nur zu Genüge. Einfach jeden Tag ein paar Möhrchen essen, dann wird alles wieder gut. Spaß beiseite. Diese Mythen sind selbstverständlich falsch. Die begeisterten Augenroller und diejenigen, die noch mühsam trainierend, aber stolz versuchen, die Preise beim Einkaufen zu entziffern, müssen jetzt ganz stark sein. Nein, man kann sein Auge nicht trainieren und damit die Lese- oder Gleitsichtbrille hinauszögern. Denn ungefähr ab dem 40. Lebensjahr sind für die meisten unter uns Dinge in der Nähe schwerer zu erkennen. Dann werden die Arme immer länger, die Schrift auf dem Handydisplay immer größer und wir brauchen eindeutig mehr Licht. 

Warum Augentraining nicht hilft

Unsere Augenlinse, die sich im Augeninneren befindet, verliert mit der Zeit an Elastizität. Diese Geschmeidigkeit braucht sie, um Dinge in der Nähe fokussieren zu können. Unsere Augenmuskeln hingegen befinden sich am äußeren Bereich des Auges und somit können wir rollen und versuchen, die Dinge wieder scharfzustellen, so viel wir wollen. An der nachlassenden Elastizität der Linsenbänder können wir leider nichts machen. Dennoch kann man die Augen entspannen. Gerade wenn man viel vor dem Computer gesessen hat, sollte man nach Möglichkeit alle 20 Minuten aus dem Fenster sehen, um die Augenlinse etwas zu entlasten. Den Blick in die Ferne schweifen zu lassen und die Augen zu rollen entspannt zusätzlich und beugt Augenmüdigkeit vor.

Die Brille: Entlastung für deine Augen

Braucht man nun eine Gleitsicht- oder eine Lesebrille, wird das Sehen im Nahbereich wieder klarer und die Augen werden deutlich entlastet. Dass man alle paar Jahre eine Stärkenänderung im Nahbereich hat, ist völlig normal – ein natürlicher Prozess. Die Brille ermöglicht den Augen, wieder entspannt und ohne Überanstrengung Dinge in der Nähe klar und deutlich zu erkennen. Das ist reine Physik, nichts anderes. Ach ja, unser Auge mag Möhren ziemlich gern, denn das enthaltene Vitamin A trägt maßgeblich zu seiner Gesundheit bei (wie übrigens auch Omega 3), aber um die Brille kommt man trotzdem nicht. 😉

Mythos 2: „Mehr Stärke bedeutet besseres Sehen“

„Wenn ich schlechter sehe, brauche ich eine stärkere Brille.“

Diese Aussage stimmt nur zum Teil. In vielen Fällen mag dies richtig sein, in manchen Fällen jedoch muss nicht zwangsläufig mehr Stärke auch besseres Sehen bedeuten. Viel hilft nicht immer viel. Kurzsichtige brauchen mit der Zeit sogar etwas weniger Dioptrien zum Ausgleich ihrer Fehlsichtigkeit (auch das hat etwas mit dem Älterwerden zu tun, aber wir wollen ja nicht permanent darauf herumreiten).

Es kommt auf die richtige Anpassung an

Die richtige Sehstärke hängt immer von den individuellen Bedürfnissen des Auges ab. Mehr Stärke ist nicht immer gleichbedeutend mit besserer Sicht – es geht um die optimale Anpassung der Brillengläser, um eine komfortable und entspannte Sicht zu gewährleisten. Manchmal verändert sich das Auge ein wenig und die benötigte Sehstärke wird nicht unbedingt mehr, sondern einfach ein bisschen anders. Auch eine superstarke Lesebrille bedeutet nicht, dass man jetzt super lesen kann. Im Gegenteil: Eine Übervergrößerung ist langfristig nicht besonders gut für unser Auge und auch unser natürlicher Leseabstand (in der Regel 40 bis 50 cm) wird durch eine zu hohe Stärke immer kleiner und wir müssen unser Buch direkt vor unsere Nase halten, um etwas lesen zu können. Fazit dieses Mythos: Es kommt darauf an.

Mythos 3: „Je größer die Lupe, desto mehr Vergrößerung und bessere Sicht“

„Je größer die Lupe, desto mehr Vergrößerung habe ich und desto besser kann ich sehen.“

Auch wenn dieser Glaube nachvollziehbar und mit Sicherheit der Wunsch Vater des Gedanken ist, heißt es ebenfalls „viel hilft nicht immer viel“. Hier kommt uns leider die Physik in die Quere. Denn es gilt: Je höher die Vergrößerung, desto kleiner wird der Bildausschnitt und somit auch die Lupe. Bedauerlicherweise ist es noch nicht möglich, ein großes Lupenglas zu fertigen, was alles richtig schön groß macht. Und nicht immer ist eine hohe Vergrößerung auch eine alltagstaugliche Hilfe. Die Realität: Höhere Vergrößerung bedeutet kleinerer Bildausschnitt. Dennoch gibt es spezielle Bildschirmlesegeräte, die auf einem Monitor Schrift oder Ähnliches richtig schön vergrößern können, was für Menschen mit einer Sehbehinderung, beispielsweise durch eine Augenerkrankung, eine enorme Erleichterung ist.

Die richtige Vergrößerung ist entscheidend. Eine größere Lupe bedeutet nicht automatisch eine höhere Vergrößerung. Für die beste Sehhilfe kommt es auf die richtige Vergrößerung und den individuellen Bedarf an, um eine alltagstaugliche Lösung zu finden.

Mythos 4: Kratzer auf dem Brillenglas lassen sich wegpolieren

Kratzer auf dem Brillenglas kann man wegpolieren.

Ich glaube, wer das kann, könnte ziemlich reich werden. Kratzer auf einem Brillenglas können schnell passieren: Die Brille wurde falsch abgelegt, das Kind hat damit gespielt oder der Heckenschnitt war mal wieder nötig. Neue Brillengläser sind teuer. Wie beim Auto, der Gedanke liegt nahe, müsste man die Kratzer auch einfach wegpolieren können. Doch so einfach ist das leider nicht. Poliert man die Gläser, nimmt man mit der Politur die Beschichtung ab. Das Brillenglas würde an der Stelle blind werden und die Sehstärke würde sich verändern. 

Die einzige Lösung: Austausch der Gläser. Leider gibt es keinen einfachen Trick, um Kratzer von Brillengläsern zu entfernen. In solchen Fällen hilft nur der Austausch der beschädigten Gläser, um wieder klar und scharf sehen zu können.

Mythos 5: Vom Fernsehgucken bekommt man viereckige Augen.

„Wenn du zu viel Fernsehen guckst, bekommst du noch viereckige Augen.

Kinderbrillen kaufen

Den Satz haben wir fast alle schon mal von unseren Eltern gehört und aus eigener Erfahrung können wir definitiv sagen, dass diese Aussage absoluter Quatsch ist. Trotzdem kann zu langes „Abhängen“ vor der Flimmerkiste, dem Tablet oder Handy nicht viereckige, aber kurzsichtige Augen begünstigen. Die Wahrheit: Zu viel Bildschirmzeit kann Kurzsichtigkeit fördern. Wir haben dazu schon einen Blogbeitrag geschrieben. Gerade für Kinder- und Jugendliche sind Bildschirmpausen enorm wichtig. Der Aufenthalt im Freien ist maßgeblich für ein natürliches Längenwachstum des Auges, zum einen wegen des Tageslichtes. Zum anderen, weil sich draußen nicht alles direkt vor der Nase abspielt, sondern in der Ferne. Wir können die Liste der Sagen und Mythen noch unendlich weiter führen und bevor ihr wieder eine Horror-Story von einem Freund, dessen Bekannte von der Cousine … hört, kommt lieber zu unseren Sehexperten und fragt nach. Wir stehen euch mit Rat und Tat zur Seite.

Fragen? Unsere Sehexperten helfen weiter!

Bevor du weitere Mythen oder Schauergeschichten über die Augen glaubst, komm lieber zu uns. Unsere Sehexperten stehen dir mit Rat und Tat zur Seite und klären alle deine Fragen.

Das könnte dich auch interessieren …